Trockene Lippen. Kratziger Hals. Schwitzige Hände. Der Magen rumort und dreht sich gleich einer Waschmaschinentrommel langsam immer in die gleiche Richtung. Die Synapsen verklebt. Impulse und Reflexe kommen nur sehr langsam im Gehirn an. Die eigene Artikulation wirkt fremd. Anstatt Worte nur Brei. Zusammenhangslos. Satzstellung, Vokabular und Stimmfarbe degenerieren. Eine Entwicklung zum kleinen Bruder (vom kleinen Bruder) innerhalb weniger Augenblicke. „Habe ich das jetzt wirklich so gesagt?“. Wir merken, wie sehr wir in Habitus und Sprache rudern. Wie in Schuhen laufen, die uns mehrere Nummern zu groß sind. Ungläubigkeit steigert sich zu Unwohlsein. Unwohlsein zur endgültigen Paralyse. Und bevor wir den Zustand eines Kindes am ersten Schultag verlassen, ist die Begegnung beendet. Warum benehmen wir uns in Gegenwart bestimmter Menschen wie Volltrottel?

Liebe oder Hass

Jeder Mensch hat ihn – seinen Nemesis. Gegenspieler, Erzrivale, „Todesengel“. Ich denke darüber nach, warum es Menschen gibt, in deren Unterhaltung oder zufälligen Begegnung ich mich anhöre wie eine schlecht gestimmte Klarinette? Zwei, meiner Ansicht nach, kausale Zusammenhänge habe ich in meinen Gedanken ausgemacht: Liebe. Und Hass. Oder vielleicht Antipathie. Klingt weicher. Menschen, von denen ich gemocht/geliebt/geschätzt werden will. Und Menschen, die besser ganz woanders existieren sollten, als in meinem Tanzbereich. Zwei Pole, an denen ich mich fühle wie ein Messer zur Suppe. Ein ganz und gar komisch-doofes-taubes Ohnmachtsgefühl. Wie nasse Socken an den Füßen. Oder Tischtennisbälle im Mund.

Ist man dann nicht besser egal? „Toastbrot im Regen“? Menschen die bei mir emotionale Gleichgültigkeit auslösen, die haben‘s gut. Da parliere ich doktorenhaft, galant, gekonnt. Man, bin ich da angenehm! Wortschatz, Timbre, Ton – alles stimmt. Genau wie bei Menschen, die mir gegenüber Wertschätzung, Liebe, Sympathie erwidern. Prasselndes Kaminfeuer. Entkorkte Weinflasche. SO sollte es sein. Erwachsen. Souverän … Dieser verdammte Nemesis. Ich bin sicher, jeder hat ihn.


Weitere Gedanken von textmarka findet ihr hier in der Kolumne.