Die absolute Leichtigkeit währte nur einen kurzen Augenblick, betrachten wir die Dauer eines ganzen Lebens. Die Jahre der Kindheit, voller Egozentrik, Unschuld und Begeisterung – rückblickend ein Segen. Ausgeblendet natürlich die sinnlosen Regeln und zahlreichen Verbote der Erwachsenen. Irgendwann kam die Liebe. Später die Lust. Und damit einhergehend, das erste Mal richtig tief verletzt sein. Es machte alles komplizierter. Plötzlich gab es ein Grau zwischen Schwarz und Weiß. Mädchen kamen, Frauen gingen. Ein Alltag zwischen wollen und gewollt werden. Zwischen begehren und begehrt werden. Wenn ein simples „Ja, Nein, Vielleicht“ zu der Klimax der pubertären Dramaturgie wird. Früher war definitiv nicht alles besser. Und wer möchte heute nicht seinem adoleszenten Ich zurufen: „Halte durch! Da wartet noch mehr.“ Die Gefühle kennt jeder, da spielt das Geschlecht im Kontext keine Rolle. Wer sich durch den Begriff „Frauen“ nicht angesprochen fühlt, setze hier bitte das Begehrte seiner Wahl ein.

Frauen, die nicht immer nach dem Sinn fragen

Bei mir waren es Frauen. Und werden es wohl auch bleiben. Zurückblickend ist es faszinierend, wie sich ein Attraktivitätsverständnis über die Jahre ändern kann. In der Jugend zählte der Körper. Da gibt’s nicht mehr zu sagen. In meinen Zwanzigern konnte ich mich verlieben in Ausstrahlung und Haltung. Idealbild: Klamotten aus einem zerwühlten Kleiderschrank übergeworfen, den Jutebeutel lässig geschultert, auf einem alten Kellerfundfahrrad verbotenerweise durch die Fußgängerzone radelnd. Bild im Kopf? Okay und irgendwo immer noch Körper. In den Dreißigern bewunderte ich, wie der Gegenüber die ganze Verantwortung im Leben meistert: Beruf, Familie, Träume. Fokus ohne Stress. Verlässlichkeit. Entwicklung. Gerader Rücken, klare Augen. Heute nimmt für mich die Bedeutung des Alters ab. Und was war nochmal der Körper? Okay, so ganz geht das nie. Aber es amüsiert mich, wie attraktiv ich Frauen finde, wenn sie mich kreativ antreiben, die Zeit vergessen und nicht immer nach dem Sinn fragen, wenn sich etwas gut anfühlt. Es ist so schon kompliziert genug.


Die gesammelte Kolumne „Gedanken von textmarka“ findet ihr hier.