Es gibt immer Situationen im Leben, die einer Entscheidung bedürfen. Das eine oder das andere. Oder c oder d. Die Krux an einem zwischenmenschlichen Zusammensein ist, dass dabei die Meinung anderer Menschen ins Spiel kommt. Ob gewollt oder ungewollt. Richtig interessant wird es, wenn dabei ein ganz besonderes Wort fällt. „Müssen“. Willkommen in der fabelhaften Welt ungewollter Ratschläge.

Ich liebe es, wenn mich Menschen in tragenden Entscheidungen, die von monetärer oder emotionaler Wichtigkeit sind, mit ihrer „Weisheit“ erleuchten. Nicht. „Du MUSST jetzt unbedingt bauen. Die Zinsen sind so niedrig.“ Oder, „Da MUSST du jetzt mal deinen Anspruch runterschrauben. Sonst findest du nie was Richtiges.“ Und der Klassiker, „Du MUSST das JETZT tun, weil …“. Es ist grausam.

Müssen nur wollen

Es gibt exakt drei Dinge, bei den im Leben „müssen“ dran steht: zur Schule gehen (check), zur Toilette gehen (seit über 30 Jahren unfallfrei) und sterben. Warum „beehren“ uns andere Menschen stets mit der „besten Lösung“? Ich werde es nie verstehen. Kann ich nicht einfach mal leben, mich ernähren, kleiden, Kinder erziehen und meine Ruhe haben? Warum darf ich nicht selbst Erfahrungen sammeln, auf die Schnauze fliegen, wieder aufstehen und daraus lernen? In gewisser Weise liebe ich „Scheitern“. Ich bin der Meinung, der Mensch braucht das.

Inspiriert zu diesem Gedanken wurde ich, in den letzten Tagen, durch die Wohnungssuche einer Freundin (ich nenne dich jetzt mal so … ?). Sie hatte klare Ansprüche und Vorstellungen. Als Mensch mitten im Leben absolut berechtigt. Die Suche war lang und hart. Hinfallen, aufstehen, weitermachen. Und sie fand ein Ende. Mit Erfolg. Warum muss ich immer einen Lebensplan verfolgen, den eine Gesellschaft vorlebt? Warum immer morgen, warum nicht mal heute? Darf ich weiter zur Miete wohnen oder sollte ich dann schon mal Pfand sammeln? In euren Augen. In meinen steht da „Selbstbestimmung“. Müssen nur wollen.

Helft mir beim Aufstehen, nicht beim Laufen. Oder?