„Zusammen ist man weniger allein“ oder „Der Letzte macht das Licht aus“ – das Leben in einer Büro-WG ist schon ein sehr angenehmes. Jeden Tag neue Gespräche mit gewohnten Menschen. Als ich vor einem Jahr meine WG gründete, hatte ich das Glück, mit mir bereits ans Herz gewachsenen und darüber hinaus liebreizenden Damen in dieses Abenteuer zu stolpern. Dazu gesellen sich Altbau und Stuck, immer zehn Meter über dem Puls des Lebens.
Mit zwei Frauen „zusammenzuziehen“ schafft sofort die schönsten Malereien im eigenen Gehirn. „Endlich jemand, der Sinn für die schönen Dinge mitbringt und ein stilistisch gutes Händchen beweist“. Denkste! Beim Einzug prangt unter herrlichem Stuck die „Designlösung“ einer einzelnen Glühbirne, welche weder ordentlich ausleuchtet, noch der Anmut des Raumes in irgendeiner Weise gerecht wird. Die Damen finden es „Super“, „Ausreichend“, „Passend“. Für mich ein (Kultur-)Schock. Was ist aus dem „schönen Geschlecht“ geworden?
Licht ins (Meinungs)Dunkel
Der epische Kampf um die Deckenlampe fand in der letzten Woche ein Ende. Ohne Koalitionsverhandlungen. Der Mann hat den Stuck von seinem elendigen „Glühbirnenschwanz“ erlöst. Schwitzend, mit Höhenangst auf der Leiter. Aber ich will nicht meckern. Ich mag meine Mitbewohnerinnen und Leidensgenossinnen. Vielmehr sollte ich mir die Frage stellen: Ist die Definition von Schönheit wirklich eine Frage des Geschlechts? Darf nicht auch den Frauen mal das „Nest“ egal sein? Birgt eine einzelne, verstaubte Glühbirne nicht auch grazilen Anmut wenn sie unter einem prachtvollen Stuck ihr Dasein fristet?
Es ist wie immer eine Frage des Blickwinkels. Und der Toleranz gegenüber seinen Mitmenschen. Lasst euch doch mal eure Meinung. Und diskutiert nicht alles aus. Den Frauen ihre Jogginghosen, den Männern ihre Renaissance. Erfreut euch lieber am täglichen Beisammensein. Und das ihr jemanden habt, der aus euch ein Gefühl wie „genervt sein“ herauskitzelt. Das Schlimmste, was du von deinen Mitmenschen bekommen kannst, ist Gleichgültigkeit. … Aber hey, die Lampe hängt!
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