„Du fährst in Urlaub?“ – „Ja. Alleine“ – „ALLEINE?“. Meist wird dieser Dialog begleitet von Blicken aus Verwunderung, Mitleid und wieder Bewunderung. Jedes Mal wieder eine interessante Beobachtung. Amüsant. Sehr. Dabei ist doch nix dabei? Ich bin groß, darf sogar schon wählen und jage mein Essen im Supermarkt selbst. Also. Alleine? Ja! Warum nicht?

Wenn der Alltag aus Kunden, Kindern (die Grenze verschwimmt ab und an), Freunden und Partnerschaft besteht, was gibt es schöneres, als einfach mal das „Durchfahrt verboten“-Schild an die eigene Tür zu hängen? Kommunikation, Kompromisssuche, (Lebens-)Kontrolle. Die drei K’s der Permanenz. Raus da. Lasst mich auch mal in Ruhe. Ist ja nicht für immer.

„Kann ich nochmal die Karte haben?“

In einem Werbespot für ein Eremitendasein spiele ich sicherlich nicht mit. Aber es überrascht mich schon, wie sehr ich im Laufe meines Lebens wieder „Alleine sein“ genießen lernte. Als Jugendlicher alleine im Zimmer mit lauter Musik? Aber ja! Unbedingt. Dann kommen Phasen, in der wir uns stark über die eigene Beziehung definieren. „Die sieht man nur noch zu zweit …“ Danach Kinder, Familie. „Die sieht man gar nicht mehr …“ Der Komfortanspruch wächst. Warum rausgehen, wenn zuhause das Bier kalt ist. „Schatz, geh‘ doch auch mal raus …“

Über 300 Tage Hochspannung im Jahr. Emails, Telefonate, Chats, Verabredungen, Lätzchen waschen, Schuhe binden, Pflaster schneiden, Pusten, Sagen, dass der andere toll aussieht, Rechnungen bezahlen, Auto waschen, Rasen mähen, Taschengeld erhöhen, Rotwein trinken. Da sollten ein paar Tage für „Lasst mich bitte mal in Ruhe“ drin sein. Wir lieben, wir versorgen, wir helfen, wir machen Fehler, wir entscheiden. Andere Menschen? Gerne. „Kann ich nochmal die Karte haben?“

„Wer sich allein langweilt, ist auch zu zweit nicht sehr unterhaltend.“ – Ben Kingsley